Herzensbücher
Die Bücher meiner Kindheit haben immer noch einen großen Platz in meinem Herzen. Ich erinnere mich genau an meinen siebten Geburtstag, an dem ich den Pippi-Langstrumpf-Sammelband geschenkt bekam, in Leinen gebunden, mit einem bunten Schutzumschlag. Und ich sehe mich mit meinem Vater auf meinem Bett sitzen, der halb einschlief, während er mir daraus vorlas. Herrje, er schlief bei Pippi Langstrumpf ein! Was für eine Katastrophe! Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte er tage- und nächtelang ununterbrochen vorlesen müssen. Später, als ich endlich selbst richtig lesen konnte, habe ich die Geschichten wieder und wieder gelesen – ich weiß nicht, wie oft. Pippi war meine Heldin, der weibliche Harry Potter meiner Kindheit, und Astrid Lindgren verehrte ich wie eine Göttin.
Ähnlich ging es mir mit den Büchern von Otfried Preußler. »Der kleine Wassermann« wurde uns im Kindergarten vorgelesen und ich tauchte vollkommen ein in seine Unterwasserwelt, deren Bilder ich heute noch im Kopf habe. »Das kleine Gespenst« hatte ich auf Schallplatte, und das Titellied kann ich immer noch singen. Auch »Der Räuber Hotzenplotz« belebte auf Schallplatte und Kassette unsere Kinderzimmer. Stundenlang lauschte ich seinen Abenteuern, immer wieder nahm ich mir die Bücher vor und ergötzte mich an Namen wie »Amaryllis« und »Petrosilius Zwackelmann«.
Und dann Enid Blyton. Noch mal eine andere, fremde Welt – stereotyp und trivial erzählt, aber vielleicht gerade deshalb so faszinierend. »Die fünf Freunde«, die »Geheimnis«-Serie, »Hanni und Nanni« und natürlich »Dolly«. Jedes einzelne Buch habe ich x-mal gelesen. Kinder neigen zu Wiederholungen, und ich war darin offenbar besonders groß. Ich mache das heute noch. Geschichten, die ich richtig gern gelesen habe, nehme ich mir durchaus noch mal wieder vor.
Als Pferdemädchen kam ich natürlich an Pferdebüchern nicht vorbei. Mein absoluter Favorit: Die »Britta«-Serie von Lisbeth Pahnke. Ich glaube, diese Geschichten habe ich phasenweise noch viel mehr geliebt als alles von Enid Blyton zusammen. Ich ritt gemeinsam mit Britta auf ihrem struppigen Pony Silber durch den Wald und wünschte mir nichts sehnlicher, als auch so ein Pony zu besitzen. Leider habe ich ausgerechnet von den Britta-Büchern kein einziges aufgehoben. Aber Pippi Langstrumpf steht immer noch in meinem Schrank – und manchmal schaue ich sogar hinein.